Der Caddy rollt in der katalanischen Morgensonne durch kleine Dörfer konsequent Richtung Autobahn. Kurz vor der Auffahrt halten wir an einer Tankstelle und tanken den Caddy voll. Die spanischen Benzinpreise sind wirklich erfreulich. Und so geht es gut gelaunt auf die Autobahn in Richtung Barcelona. Die Autovía del Mediterráneo. Sie wird in den nächsten Tagen über hunderte Kilometer unser treuer Begleiter sein. Der Highway Richtung Süden. Es ist mächtig was los, auf der dreispurigen Route. Gelbe niederländische Nummernschilder sind eindeutig in der Überzahl. Aber auch belgische und deutsche Kennzeichen sind zahlreich vertreten. Und natürlich einheimische. Wir gleiten zunächst flüssig durch das dichte Verkehrstreiben. Obwohl wir uns auf Las Dunas der katalanischen Hauptstadt Barcelona eigentlich schon sehr nahe wähnten, zeigt das erste Autobahnschild „Barcelona 103 km“. Na dann wollen wir da erstmal vorbei kommen an der großen Metropole.

Zu unserer Freude findet das Caddy-Radio den Sender „Flaix FM“ aus Barcelona beim Suchlauf. Dieser Kanal hat uns schon vor über 20 Jahren bei Besuchen in der Region mit zünftiger, basslastiger Elektro-Tanzmusik versorgt. Und da die Kinder auf der Rückbank unter ihren Kopfhörern stecken und sich von den Tabletts wahlweise von „Checker Tobi“ auf der KIKA-App oder „danniitz“, der auf Youtube „Zelda“ zockt, erstmal unterhalten lassen, können wir uns für die nächsten Stunden ungestört über die Caddy-Boxen mit wummernden Elektro-Beats und spanischen Dance-Hits begleiten lassen. Was für ein Spaß!
Bislang hatten wir „Google-Maps“ als Navigations-App auf der Reise bevorzugt. Da diese den Caddy aber vor Barcelona konsequent in zähe Staus führt, wechseln wir die Navigations-App und nutzen nun das Angebot des Konzerns mit dem angebissenen Apfel. Diese führt uns auf überraschenden Wegen ab von der Autovía del Mediterráneo. Sie schickt uns auf schmalen Straßen durch riesige Industriegebiete und irgendwann zurück auf unterschiedliche Stadtautobahnen. So rollen wir auf abenteuerlichen Wegen durch die Peripherie von Barcelona. Und es ist wirklich einiges los auf den Straßen rund um die Stadt an diesem Samstagvormittag. Aber im Großen und Ganzen geht es kontinuierlich vorwärts. Irgendwann passieren wir den Flughafen von Barcelona. Auf gebührenpflichtigen Strecken geht es nun weiter direkt an der Mittelmeerküste. Mautstellen verursachen immer wieder kurze Staus und wir durchfahren in Felsen geschlagenen Tunnel. Wir passieren „Castelldefels“, jenen Vorort von Barcelona am Meer, wo die großen Stars des FC Barcelona residieren sein sollen. Und wo bis vor 2 Jahren die Familie Messi gelebt hat. Geradezu passend spielt „Flaix FM“ in diesem Moment die entsprechende musikalische Untermalung: TQG von Shakira und Karol G wummert aus den Caddy-Boxen. Der Song, in dem Shakira ihre Trennung mit dem in der Region nicht unbekanntem Fußballstar Gerard Piqué verarbeitet. Jener Song, in dem sie ihren ganzen Schmerz in ihrer Stimme legt und sich gleichzeitig auf großartige Art und Weise ihre Würde bewahrt und sich ihren Stolz so eindrucksvoll zurück holt. Wir als „Nicht-Shakira-Fans“ sind uns sofort einig: Bester Shakira-Song ever! Nix „Whenever, Wherever“, nix „Waka Waka“. Sondern „Bebé, ¿qué fue?“ Ohne Quatsch! Der Song wandert auf jeden Fall auf die Caddy-Tour-Playlist und wird uns in den nächsten Wochen als absoluter Sommer-Top-Hit auf unserer Reise kontinuierlich begleiten.
Inzwischen haben wir Barcelona hinter uns gelassen. Es war tatsächlich eine beachtliche Herausforderung, die katalanische Hauptstadt an diesem Vormittag zu umrunden, da der Verkehr einfach sehr dicht war. Alles in allem sind wir aber gut durch gekommen. Wir rollen nun immer an der Küste entlang in Richtung Tarragona. Kurz vor dieser Hafenstadt werden wir zurück auf die Autovía del Mediterráneo geleitet. Immer noch ordentlich Verkehr, aber es rollt irgendwie konstant vorwärts. Nachdem wir den riesigen Mittelmeerhafen von Tarragona links liegen gelassen haben, ist unser nächstes Richtziel jetzt „Valencia“, welches laut Autobahnbeschilderung in 260 km erreicht werden wird. Wir rollen weiter, immer entlang der Küste. Wir durchqueren riesige Orangenplantagen. Links das Mittelmeer und rechts erheben sich – für uns überraschend – relativ schnell steile und zerklüftete Gebirgsketten. Die Strecke zieht sich. Das Caddy-Thermometer zeigt 34 Grad Außentemperatur an. Die Kinder sind zum Glück auf irgendwelchen Gamer-Kanälen bei Youtube oder bei PUR+ Folgen mit dem großartigen Eric Mayer auf der KIKA-App bestens unterhalten. Und bislang zeigt keines der Geräte einen schwachen Akku an. Das ist wirklich ein Segen auf solch langen Fahrten!
Kurz vor Valencia wird von der Rückbank „Hunger“ gemeldet. Wir steuern also die nächste Autobahnraststätte an. Als wir aus dem Caddy aussteigen, haben wir das Gefühl, dass wir in einen Glutofen laufen. Zum Glück sind es nur wenige Schritte bis zum klimatisierten Raststätten-Restaurant. Da wir ja nun das lausige Essensangebot auf deutschen Raststätten gewohnt sind, überrascht es uns, dass hier tatsächlich frische Paella-Valenciana aus einer riesigen Pfanne für 5 € pro Portion verkauft wird. Zudem gibt es Tortilla Espanola und es werden verschieden, frisch belegte Bocadillos angeboten. Für die Erwachsenen in unserer Reisegruppe ein Mega-Angebot, die Kinder hätten sich als alte Gewohnheitstiere aber offenbar eher über einen bekannten Mc Chicken gefreut.


So gehen wir unterschiedlich zufrieden aus diesem Rast-Stopp. Wir sind alle froh, als die Klimaanlage im Caddy schnell wieder läuft und steuern nun an Valencia vorbei. Es nimmt einige Zeit in Anspruch, bis wir die drittgrößte Stadt Spaniens tatsächlich passiert haben. Hinter Valencia knickt die Autobahn nach rechts ab und wir verlassen vorrübergehend die Mittelmeerküste. Wir durchqueren nun, zwischen gewaltigen Bergen, breite Täler mit gigantischen Olivenanbaugebieten. Es tauchen riesige Gewächshäuser auf. Und immer wieder Orangenplantagen. Hier scheint der Obst- und Gemüsegarten Europas zu sein, der das Angebot auch in heimischen Discount-Märkten konstant hält. Wir fahren nun kontinuierlih auf Alicante zu, lassen diese Küstenstadt aber dann links liegen und rollen über Elche weiter in Richtung Murcia. Nun müssen wir ein Hörspiel über die Caddy-Box laufen lassen, um die Stimmung auf der Rückbank wieder herzustellen. Immerhin sind wir auch schon wieder viele Stunden und hunderte Kilometer auf der Autobahn. Da kann schon mal Langeweile und Unmut aufkommen. Also geht es für uns mit „Conni reist ans Mittelmeer“ über Spotify weiter, immer Richtung Süden. Die Landschaft draußen vor der Caddy-Scheibe ist inzwischen karger geworden. Es ist nach wie vor hügelig aber die Vegetation gleicht nun der einer Steppe. Es tauchen entlang der Autovía immer wieder diese riesigen schwarzen Osborne-Stiere auf, die nicht nur den lokalen Brandy bewerben, sondern auch zum heimlichen Nationalsymbol Spaniens geworden sind.

Während „Conni Klawitter“ in unserem Hörspiel gerade in den engen Gassen einer Stadt auf Kreta verloren gegangen ist, nähern wir uns den Vororten von Murcia. Wir gleiten hindurch zwischen überdimensionalen Filialen von großen Ketten wie Mercadona, Decathlon oder Media Markt. Und gerade als „Conni Klawitter“ in unserem Hörspiel ihre Familie auf Kreta wieder gefunden hat, rollen wir vorbei am „Estadio Nueva Condomina“ (welches übrigens nichts mit Verhütungsutensilien zu tun hat, sondern laut Google-Übersetzer eher etwas mit „neuen Eigentumswohnungen“). Die kurze Internetrecherche auf dem Mobiltelefon ergibt, dass das Stadion die Heimspielstätte des einstmaligen Erstligisten und langjährigen Zweitligisten Real Murcia ist. Seit letztem Jahr wird hier aber leider nur noch drittklassiger Fußball geboten. In der „Primera Federación“ misst sich das heimische Team in der kommenden Saison nicht nur mit den 2. Mannschaften von Real Madrid und Atletico Madrid, sondern auch mit so großen gefallenen Namen wie dem FC Malaga, der noch vor 10 Jahren dem BVB im Viertelfinale der Champions League um ein Haar den Weg ins Finale von Wembley 2013 vermasselt hätte. Wir wünschen Real Murcia jedenfalls bald wieder maximale sportliche Erfolge, lassen die Stadt Murcia allerdings hinter uns und rollen konsequent in südlicher Richtung weiter. Es ist später Nachmittag geworden. Das Thermometer zeigt nach wie vor stabile 36 Grad und wir haben langsam genug von der Autovia del Mediterráneo. Wir finden über die Karten-App einen vielversprechenden Campingplatz an der Küste östlich von Cartagena. Diesen loggen wir als Zielort für den heutigen Tag ein und werden kurz darauf von der Autobahn abgeleitet.
Wir fahren durch kleine Dörfer, mit engen Durchgangsstraßen und durch karge Felder. Die Straße wird von Palmen und inzwischen auch Kakteen gesäumt. Links und Rechts der Straße erheben sich imposante, felsige Berge mit spärlicher Flora. Auf einer abenteuerlichen Route erreichen wir schließlich den Campingplatz. Als wir aus dem Caddy aussteigen, haben wir schon wieder das Gefühl, in einen Glutofen hineinzufallen. Sämtliche T-Shirts sind sofort durchgeschwitzt. Die Rezeption empfängt uns freundlich, wir verständigen uns auf holprigem Englisch und man hat glücklicherweise die gute Nachricht für uns, dass noch ausreichend Plätze vorhanden sind. Wir atmen auf, denn auf eine nervige Suche nach einem anderen Campingplatz hat keiner von uns Lust. Die Formalitäten sind schnell erledigt und kurz darauf rollen wir auf den Campingplatz und dürfen uns eigenständig einen Stellplatz aussuchen, der ein blaues oder ein orangenes Zahlenschild trägt. Wir sind beeindruckt von der Naturkulisse, in der dieser Campingplatz eingebettet ist. In einer engen Bucht erstrecken sich hohe Klippen und Steilküste bis zum Horizont. Imposante Tankschiffe liegen in der Bucht vor Anker und schwanken sanft in den Wellen des Mittelmeers. Um uns herum gigantische Berge. Zwischen einer Oleander-Hecke und einem eingemauerten Dauer-Stellplatz bauen wir kurze Zeit später die Caddy-Burg auf und melden unseren Stellplatz wie verabredet per Telefon der Rezeption. Wir sind heiße Temperaturen ja inzwischen wirklich gewohnt. Aber das hier ist wirklich noch mal ne andere Nummer! Man schwitzt vom Nix-Tun. Einfach nur im Schatten sitzen wird zur Herausforderung. Wir sind froh, als die Caddy-Burg steht und machen uns auf die Suche nach dem campingplatzeigenen Supermarkt. Das ist gar nicht so einfach auf dem verwinkelten Gelände, aber zwischen Weinreben und Kakteen finden wir über versteckte Treppen schließlich den Supermarkt. Wir decken uns ein mit frischem Obst, eiskalten Getränken und ein paar Nudeln fürs Abendessen. Kurz darauf sitzen wir unter dem Sonnensegel der Caddy-Burg und lassen die Anstrengung der vielen Autovia-Kilometer bei der Hitze aber immerhin mit einem eisgekühltem Mahou abfallen.









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