Wir erkennen schnell, dass es hier ohne direkten Wasserzugang nicht gehen wird. Daher zieht es uns zielsicher zum nahen Kiesstrand und wir tauchen kurz darauf ins Mittelmeer ein. Es ist das selbe Meer, wie gestern in Katalonien, nur ca. 700 km weiter südwestlich. Und die Wassertemperatur scheint gefühlt noch mal mindestens fünf Grad wärmer. Bei der Badeaufsicht steht auf einer Tafel: „Temperatura de agua 28 ° C“. Es ist also keine wirkliche Erfrischung ins kühle Nass einzutauchen, aber es ist allemal besser, als am Strand in der sengenden Hitze rum zu sitzen. Daher tummeln wir uns lang in den Wellen ohne auszukühlen. Das tut gut nach dem Stundenlangen Ritt über die Autobahn heute.
Irgendwann entschließen wir uns dann doch in die Caddy-Burg zurückzukehren. Unterm Sonnensegel bereiten wir leckere Nudeln mit Meeresfrüchten aus der Dose zu. Die Sonne versinkt hinter den Felsen, Abkühlung stellt sich aber noch lange nicht ein. Die Dunkelheit bricht allmählich über der Bucht herein und wir öffnen eine kühle Flasche Cava, die wir noch aus Katalonien in der Kühlbox hatten. Nachdem wir die Akku betriebene Camping-Lampe aus den Kisten gekramt haben, spielen wir ein paar Runden Kniffel mit den Kindern. Inzwischen haben hunderte Zikaden mit ihrem lautstarken Konzert begonnen. Ein kleiner Gecko huscht durch das Licht unserer Lampe und irgendwann treibt uns die Müdigkeit dann doch ins Zelt bzw. in den Caddy mit seiner weichen Matratze.
Einige Stunden später erwachen wir aus einer schweißtreibenden Nacht. Die Sonne hat es noch gar nicht über die nahen Berggipfel geschafft, der Campingplatz liegt noch geschützt im Schatten aber es sind trotzdem schon 29 ° Grad. Man darf gespannt sein, was hier gleich los ist, wenn die Sonne über den hoch gelegenen Bergkamm klettern wird. Wir besorgen uns erstmal frisches Baguette, Milch, Joghurt, ein paar Früchte und spanischen Käse fürs Frühstück in dem kleinen Supermarkt. Die Bialetti bereitet uns wenig später wie gewohnt eine ausgezeichnete Basis für einen großartigen Cafe con leche zu und wir versuchen Pläne zu machen. Uns wird schnell klar, dass wir heute wirklich noch keine Lust auf einen erneuten Ritt über die Autobahn haben. Wir brauchen nocht etwas Zeit um zu verweilen. Daher fragen wir nach dem Frühstück an der Rezeption, ob wir noch eine Nacht länger bleiben können. Von dort aus bestehen keinerlei Einwände gegen unser Vorhaben und wir sind froh, dass wir noch einen weiteren Tag in dieser gigantischen Naturkulisse verbringen dürfen. Kurz darauf finden wir uns wieder am Kiesstrand und springen ins Meer. Die Sonne hat es inzwischen über die Bergkette geschafft und strahlt unbarmherzig ihre hitzigen Strahlen über die Bucht. Im Wasser ist es erträglich und so tummeln wir uns wieder stundenlang in den Wellen. Wir entdecken mit Taucherbrillen eine imposante, fischreiche Unterwasserwelt entlang der felsigen Klippen. Sobald man nur aus dem Meer heraus kommt, wird man von der Hitze überwältigt, so dass man kurz darauf wieder nur zurück ins Wasser möchte. So verbummeln wir die Stunden um uns dann doch irgendwann zu einer Siesta im Schatten der Caddy-Burg zu entschließen. Unsere Kühlbox arbeitet am Anschlag und wir packen sicherheitshalber ein paar Kühlakkus hinzu, die wir am Morgen in der Tiefkühltruhe an der Rezeption hinterlassen haben. Es gibt Bocadillos mit Schinken und frische Wassermelone, dazu eiskalte Fanta Naranja. Wir schwitzen, aber irgendwie lässt es sich aushalten unterm Sonnensegel. Der Nachwuchs daddelt auf der Switch während wir uns entschließen, der schattigen Campingplatz-Bar einen Besuch abzustatten. Wir schlendern vorbei an Kakteen, an riesiegen Orleander-Büschen und unter stattlichen Palmen hindurch, immer der Beschilderung in Richtung „Bar“ folgend. Dort angekommen, sichern wir uns einen Tisch mit Plastikstühlen und gönnen uns herrlich leckere Croquetas de Jamón, mindestens genau so leckere Calamares, die vor Fett nur so triefen und dazu reichlich Aioli, grüne Oliven und eiskaltes, frisch gezapftes Mahou. Mit Bier und Tapas lässt es sich bestens aushalten! Wir stellen fest, dass wir offenbar die einzigen nicht Spanisch sprechenden Gäste auf dem Campingplatz sind, was aber offenbar niemanden zu stören scheint. Gegen 17 Uhr sammeln wir die Kinder ein und es zieht uns noch mal zum Strand. Wir verbringen viel Zeit im Wasser. Die Kinder äußern irgendwann überraschenderweise den Wunsch, zu einem kleinen Spaziergang entlang der Klippen. So machen wir uns also auf und klettern auf einem halsbrecherischen, schmalen Weg, entlang der steilen Felsen und befinden uns schnell viele Meter über dem Meer. Von hier aus ist der Blick über die Bucht noch mal beeindruckender, aber man muss höllisch aufpassen, um nicht von den Klippen zu stürzen. Kleine Eidechsen huschen immer wieder über den Weg und verschwinden in der trockenen Flora. An manchen Stellen spritzt die Gischt des auf die Felsen prallenden Mittelmeeres bis zu uns hinauf. Irgendwann kehren wir um und können nun die Sonne dabei beobachten, wie sie langsam hinter den Bergausläufern am westlichen Ende der Bucht versinkt. Wir verweilen kurz und sind überwältigt. Was für eine gigantische Naturkulisse!!!
Kurz darauf erreichen wir wieder unseren Kiesstrand und packen unsere Sachen zusammen. Die Kinder haben den Wunsch geäußert, dass wir noch mal Paella zubereiten. Wir kaufen alles dafür Nötige im kleinen Campingplatz-Shop ein und machen uns fast schon routiniert daran, eine ausgezeichnete Paella mit Meeresfrüchten auf unserem Campingkocher zuzubereiten. Und geschmacklich steht sie unserem ersten Versuch vor wenigen Tagen auf Las Dunas in nichts nach. Die Zikaden haben bereits wieder ihr intensives Konzert begonnen und auch die Geckos klettern schon wieder an der Wand entlang. Da auf dem Campingplatz noch jede Menge Trubel herrscht und bei der Hitze eh noch nicht an Schlaf zu denken ist, besuchen wir – dieses Mal mit den Kindern – noch einmal die Bar unten, nicht weit vom Strand. Hier hat sich offensichtlich der ganze Campingplatz versammelt. Die riesigen Palmen rund um die Kneipe sind durch Licht-Strahler eindrucksvoll beleuchtet, aus den Boxen wummert mediterrane Hous-Music. Wir bestellen einen großen Krug mit eisgekühltem Sangria, während die Kinder hausgemachten Eistee mit frischer Wassermelone bevorzugen. So sitzen wir stundenlang in dieser heißen Sommernacht, versinken im spanischen Stimmengewirr um uns herum, lassen uns von der Ausgelassenheit der anderen Campingplatzbesucher anstecken, nicken zur bass-untermalten Gitarren-Musik, quatschen vor uns hin, lassen uns sanft berauschen und genießen diese entspannte Atmosphäre unter einem gigantischen Sternenhimmel, der zwischen den Palmwedeln hervorblitzt. Um Mitternacht wird am Tisch neben uns ein Geburtstagslied angestimmt, wir bekommen wie selbstverständlich ein gefülltes Glas Sekt in die Hand gedrückt und dürfen mit anstoßen. Irgendwann, weit nach Mitternacht geht es zurück in die Caddy-Burg und wir entschlummern wenig später, mit uns und der Welt im Reinen. In der Hitze der Nacht und unter den Sternen des Südens.
Schweißgebadet wachen wir auch am nächsten Morgen auf. Die Nacht hat wieder kaum Abkühlung gebracht. Nach dem Frühstück bauen wir die Caddy-Burg ab, ehe die Sonne über den Berggipfelt wandert. Trotzdem müssen wir erstmal unter die Dusche und frische Sachen für die Fahrt anziehen. Gegen 10 Uhr rollt der Caddy an der Rezeption vorbei. Wir bezahlen die ausstehenden Gebühren, bedanken uns für den Aufenthalt, wünschen alles Gute und steuern dann den Caddy auf kurvenreichen Bergstraßen durch karge Hügel und immer wieder durch verwinkelte, enge Dorfstraßen in Richtung Autobahn. Heute wollen wir Andalusien durchqueren und die Straße von Gibraltar erreichen. Wir sind gespannt, ob unser Vorhaben gelingt und ahnen zu diesem Zeitpunkt noch nicht, welche überwältigenden Momente diese Caddy-Tour in den nächsten Stunden und Wochen noch für uns bereit halten wird.



















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