Zur späten Mittagszeit passieren wir auf der Autopista die Stadt Huelva. Jene Industriestadt im Südwesten Andalusiens, von der wir bislang ehrlich gesagt nur wissen, dass es dort den Fußballverein „Recreativo Huelva“ gibt. Dieser gilt als ältester Fußballclub Spaniens und konnte in den Nullerjahren für ein paar Spielzeiten sogar in der Primera División mitspielen. Zudem stand man 2003 im Endspiel um die Copa del Rey, wo man allerdings mit 0:3 gegen RSD Mallorca unterlag. Ein gewisser Samuel Eto erzielte damals alleine 2 Treffer für Mallorca. Inzwischen ist „Recreativo Huelva“ wieder in den Niederungen der Drittklassigkeit verschwunden. Aber genug der Fußballstatistik. Unser Caddy wird bei Huelva immer wieder von starken Windböen erfasst, die von der linken Seite vom Atlantik rüber wehen. Wir müssen also konzentriert bleiben, um den Caddy in der Spur zu halten. Die Navi-App zeigt an, dass wir um 16:30 Uhr bei Karo sein werden. Über WhatsApp geben wir unsere Ankunftszeit durch und Karo antwortet, dass das passt, weil sie dann Feierabend hat. Wir sind zufrieden und steuern eine Tankstelle an. Die Google-Recherche hat uns nahe gelegt, den Caddy in Spanien noch mal voll zu tanken, ehe wir nach Portugal einreisen. Wir besorgen uns ein paar Kleinigkeiten zum Essen für die Weiterfahrt. Von der Rückbank wird angemerkt, dass man diese „Bocadillos“ mit dem spanischen Schinken langsam nicht mehr sehen kann und dass man darauf hofft, dass es in Portugal mal was anderes gibt. Wir nehmen es zur Kenntnis und versprechen, dass es in Portugal sicherlich alles anders sein wird. Auf dem Autobahnschild steht: Portugal 8 km, die Aufregung steigt. Natürlich sind wir auch ein bisschen traurig, weil wir Spanien verlassen. Dieses Spanien, welches uns vom Norden in Katalonien, über die Mitte bei Murcia bis in den äußersten Süden eine so schöne Zeit bereitet hat. Es ist einfach immer toll in Spanien. Das Land hat uns wieder gezeigt, warum es einer unserer größten Sehnsuchtsorte ist. Und wir kommen ja bald wieder. Spätestens auf dem Rückweg, so viel ist sicher. Aber jetzt überwiegt einfach die riesengroße Vorfreude auf Portugal und auf Karo. Als wir vor 2 Wochen im heimischen Brandenburg aufgebrochen sind, hatten wir Portugal zwar als Richtziel ausgegeben. Ob wir es aber wirklich bis dorthin schaffen würden, war für uns nicht wirklich vorstellbar. Und auch als Karo uns vor ein paar Wochen in Brandenburg besucht hatte, sagte sie zwar, dass sie sich freut, wenn wir kommen, aber wir merkten ihr auch an, dass sie sich das noch nicht wirklich vorstellen konnte, dass wir tatsächlich bis nach Portugal kommen. Jetzt, nach mehr als 3500 Caddy-Kilometern wird das Ziel aber plötzlich greifbar. Und so haben wir Gänsehaut, als wir auf die große Brücke über den Río Guadiana fahren und wir am anderen Ende der Brücke vom Straßenschild herzlich willkommen in Portugal geheißen werden. Wir sind wirklich da! Jetzt schaffen wir die Kilometer bis zu Karo auch noch! Die Autobahn führt nun entlang der Algarve-Küste. Vorbei an all den bekannten Touristen-Zentren. Dank Google wissen wir, dass man in Portugal Autobahngebühr bezahlen muss. In regelmäßigen Abständen weisen auch riesige Autobahnschilder auf diese Gebühr hin und wie viel man pro Kilometer entrichten muss. Nur verstanden haben wir es nicht, wie man die Gebühr dann auch tatsächlich bezahlt. Es gibt keine Mautstationen wie in Frankreich oder Spanien. Und auch keine Vignette, wie in der Schweiz oder Österreich. Wir fahren daher mit einem leicht mulmigen Gefühl in Portugal ein, immer mit der latenten Sorge, gleich von der Polizei von der Autobahn geholt zu werden und enorme Strafgebühren entrichten zu müssen. Wir sind ziemlich überrascht, dass die Navi-App nun anzeigt, dass wir bereits um 15:30 Uhr bei Karo sind. Auch der Blick auf die Uhr fühlt sich an, als wäre die Zeit in der letzten Stunde gar nicht vergangen. Bis wir irgendwann realisieren, dass wir mit dem Grenzübertritt nach Portugal auch eine andere Zeitzone erreicht haben und wir somit eine Stunde gewonnen haben. Wir geben die neue Ankunftszeit also per WhatsApp an Karo weiter. Sie antwortet kurz darauf, dass sie es so früh nicht schafft, da sie dann noch nicht Feierabend hat. Karo empfiehlt uns aber, dass wir einfach an den Strand fahren sollen und dass wir uns dann dort irgendwo treffen. Sie schickt uns noch den Standort von dem Strand, den sie meint. Wir finden dies einen guten Plan und geben den Strand als neues Ziel in die Navi-App ein. Wir rollen unterdessen vorbei an Faro und an Albufeira. Hinter Lagos leitet uns die Navi-App von der Autobahn runter. Ohne dass wir bislang Autobahngebühren bezahlt haben. Wir sind etwas verunsichert. Aber es geht nun kurvig, über schmale Straßen durch sehr bergiges Terrain. Kurz vor Aljezur geht es links den Berg hoch. Der Caddy hat ordentlich zu tun, uns die steile Trasse hoch zu wuchten. Nach wenigen Kilometern sind wir oben und erblicken den Atlantik, der sich dunkelblau bis zum Horizont erstreckt. Und kurz darauf geht die Straße wieder steil bergab, runter zu dem Strand, an dem wir uns mit Karo treffen wollen: der „Praia de Monte Clérigo“. Der Blick von oben über die Steilküste auf den Strand ist spektakulär. Wir kriegen aber schnell eine Ahnung davon, dass es gar nicht so einfach wird, den Caddy hier abzustellen. Und so verlässt ein Teil der Reisegruppe den Caddy unten direkt am Strand, während der Caddy oben am Berg an einem der letzten Parkplätze abgestellt wird. Wenig später sind wir aber alle wieder vereint unten am Zugang zum Strand. Und wir kämpfen uns jetzt vor zum endlosen Sandstrand. Der Wind pfeift uns ordentlich um die Ohren, das Rauschen des Atlantiks ist unüberhörbar. Fein zerstäubtes Meerwasser weht uns ins Gesicht und die Sonne strahlt. Es ist angenehm warm. Wir suchen uns einen Platz, um unsere Strandtücher auszubreiten und versuchen mental in dieser neuen Welt anzukommen. Eine Welt, die sich erstmal ganz anders anfühlt als die Welt der letzten Tage, unten am Mittelmeer. Es fühlt sich unwirklich an. In diesem Moment können wir es noch gar nicht realisieren, dass wir wirklich hier sind. Und wir ahnen noch nicht, welche Erlebnisse hier auf uns warten und welche Türen sich für uns hier in den nächsten Tagen öffnen werden. Olá Portugal!






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