Gegen 17:00 Uhr rennt ein brauner Hund auf unsere Strandtücher. Wir sind überrascht von der stürmischen, aber auch sehr herzlichen Hundebegrüßung. Erst nach ein paar Momenten bemerken wir, dass der Hund nur drei Beine hat. Damit wird uns schlagartig klar, dass dieser Hund „Brownie“ sein muss. Dieser Brownie, von dem uns Karo schon so viel erzählt hat. Und tatsächlich, kurze Zeit später steht Karo strahlend vor uns. „Ihr seid wirklich hier!!?“ ruft sie ungläubig. Es folgt eine sehr herzliche Begrüßung. Karo und Brownie gesellen sich zu uns auf die Strandtücher. Wir hängen einige Zeit am Strand ab und machen dann Pläne: Karo hat für uns eine Unterkunft organisiert, in der wir die nächsten Tage wohnen können. Sie warnt uns vor, dass diese Unterkunft aber ein bisschen weg vom Meer ist, in den Bergen des Hinterlandes. Zudem ist sie besorgt, ob die Unterkunft unseren Ansprüchen genügen wird. Wir sind aber erstmal einfach froh, überhaupt eine Bleibe zu haben und versichern Karo, dass wir ziemlich anspruchslos sind. Noch ahnen wir nicht, dass uns Karo ein kleines Paradies organisiert hat. Gegen 18:30 Uhr brechen wir am Praia de Monte Clérigo auf.
Karo fährt mit ihrem Auto vor und wir versuchen mit dem Caddy dran zu bleiben. In Aljezur machen wir an einem riesigen „Intermarché“ halt. Karo berichtet uns von einem Gasgrill, den wir in der Unterkunft nutzen dürfen. Also machen wir uns auf die Suche nach Grillgut. Zwei Dinge überraschen uns in dem Intermarché: Zum einen, wie unglaublich voll es in dem Supermarkt ist. Zum anderen, dass vorwiegend Deutsch gesprochen wird. Karo erzählt uns von der riesigen deutschen Auswanderer-Community an der Algarve, die offenbar neben den ganzen Sommer-Touris aus Deutschland hier gerade im Supermarkt einkauft. Wir schlagen uns aber tapfer durch die völlig überfüllten Supermarktgänge und müssen uns bremsen, nicht wieder viel zu viel von all den unbekannten Leckereien in unseren Einkaufswagen zu laden. Irgendwann stellen wir uns an einer der endlosen Schlangen an den Kassen an und irgendwann haben wir auch diese Hürde genommen. Wir beladen den Caddy mit frischem Obst und Gemüse, mit Fisch und Meeresfrüchten und mit gekühltem Sagres und Super Bock. Kind 2 steigt bei Karo mit ein, Kind 1 bleibt lieber bei uns im Caddy. Karo fährt wieder vor, wir folgen ihr mit dem Caddy. Es geht nun steile Straßen in die Berge hinauf. Wir müssen die Caddy-Gänge ordentlich ausfahren, um an Karo dran zu bleiben. Nach ca. 15 Minuten biegt Karo plötzlich links in einen unscheinbaren Feldweg ab. Nun geht es auf einer halsbrecherischen Schotterpiste den Berg herunter. Karo legt ein atemberaubendes Tempo in den Kurven vor. Wir geben unser Bestes im Caddy, müssen aber irgendwann abreißen lassen. Wir folgen einfach der Staubwolke, die Karo mit ihrem Auto aufgewirbelt hat. Links und rechts des Weges tut sich ein grüner Dschungel auf. An einer Weggabelung wartet Karo und fragt besorgt, ob alles in Ordnung ist, weil wir so langsam fahren. Wir antworten, dass alles gut ist, und verraten Karo natürlich nicht, dass wir als Flachländer mit unseren Fahrkünsten in diesem Gelände am absoluten Limit sind. Es geht nun links einen steilen Sandweg herunter. Wir fragen uns, ob Karo das ernst meint, aber sie brettert beherzt in den Abgrund. Wir wünschen unserem lieb gewonnen Caddy alles Gute und versuchen zu folgen. Irgendwann, nach einigen Kilometern abenteuerlichster Route hält Karo plötzlich an und bedeutet uns, auch zu parken. Wir stellen den Caddy ab und Karo meldet fröhlich: „Wir sind da!“ Unterhalb des Weges tut sich ein lichtes Tal auf. Dort steht ein kleines Haus und Brownie stürmt los. Wir schleppen zuerst unser Einkäufe aus dem Caddy, dann nach und nach das ganze Gepäck. Karo schließt die Tür auf und zeigt uns ein kleines, aber unfassbar schönes Haus. Eine mega-schön eingerichtete Küche, samt Wohnbereich. Oben unter der Decke eine kleine Plattform, auf der ein großes Bett steht. Eine schmale Holztreppe, die gleichzeitig als Regal dient, führt hinauf. Ein zweiter Raum wirkt fasst wie ein Wintergarten, durch die vielen Bodentiefen Fensterfronten. Hinter dem Haus fügt sich eine riesige Holzterrasse an, die teilweise von Weinreben überrankt wird. All das eingebettet in ein riesiges, grünes Gartenreich, während links und rechts steile Berge das Tal einrahmen. Die Sonne verabschiedet sich gerade über einem hohen Bergkamm und wir sind völlig geflasht von dieser Umgebung.
Es gibt nun erstmal ein eiskaltes Willkommens-Bier. Und da man sich eh nie entscheiden kann, ob „Sagres“ oder „Super Bock“, trinken wir vorsichtshalber erst ein Sagres und dann ein Super Bock. Nachdem wir unser Gepäck fürs erste ausgepackt haben, feuern wir den Gasgrill an und quatschen mit Karo auf der wunderschönen Terrasse. Wenig später sind Garnelen gegrillt, das Grillgemüse fertig und die deftigen portugiesischen Bratwürste zubereitet. Wir bedienen uns einfach an den riesigen Rosmarin-Sträuchern, die hier überall wild wachsen, um unser Grillgut zu aromatisieren. Zum Essen gibt es einen erfrischenden Vinho Verde. Inzwischen ist die Nacht über dem Tal hereingebrochen. Über dem Tisch leuchtet eine Lichterkette, die in der mit Wein berankten Pergola befestigt ist. Karo bringt Decken heran, da es ordentlich kühl geworden ist. Die Höhenmesser-App auf dem Handy zeigt an, dass wir uns 624 Meter über dem Meer befinden. Tausende Zikaden veranstalten ein lautes Konzert, über uns strahlt ein atemberaubender Sternenhimmel, die Milchstraße ist deutlich zu erkennen. Karo spielt mit den Kindern ein paar Runden Skip-Bo, und Brownie fühlt sich offenbar wohl in unserer Gesellschaft. Karo zählt uns ein paar Vorschläge auf, die wir am folgenden Tag gemeinsam unternehmen könnten. Sie fügt aber an, dass das alles nur Möglichkeiten sind und wir besser noch nichts vereinbaren, da man sich dadurch ja nur wieder unnötigem Termin-Stress aussetzt. Diese Herangehensweise finden wir ausgezeichnet und sie deckt sich mit unserem derzeitigen Urlaubsgefühl. Alles kann, nix muss.
Irgendwann verabschieden Brownie und Karo sich und lassen uns zurück in diesem Paradies. Wir können Karos Auto noch eine Weile hören und immer wieder blitzen die Autoscheinwerfer oben am Berg durch die Bäume. Irgendwann ist es komplett ruhig und dunkel. Nichts außer den Zikaden ist zu hören, kein menschengemachtes Licht, nur noch unsere Kerze auf dem Tisch der Terrasse. Wir können unser Glück kaum fassen, an welch traumhaften Ort uns Karo hier geführt hat. Nach einem letzten Super Bock schlafen wir irgendwann zufrieden ein in dieser neuen Umgebung.














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