Es ist ein Samstag, an dem Tobi und Renato von der „Boom“ nachhause kommen. Sie sind noch etwas gezeichnet von den Anstrengungen, die so ein Musikfestival mit sich bringt, aber es ist eine große Freude Tobi nach so langer Zeit wieder zu sehen. Mit Tobi haben wir einst in Hamburg zusammen studiert, auch danach immer den Kontakt gehalten und in der Zeit der Corona-Pandemie haben wir uns dann nicht mehr gesehen. Aber Tobi ist ganz der Alte, wie immer. Zum Glück. Zudem lernen wir endlich Renato kennen. Wegen ihm ist Karo ja vor ein paar Jahren nach Portugal ausgewandert und wir haben schon viel von ihm gehört. Und Renato ist ein mega entspannter, fröhlicher Mensch, der es einem einfach macht, mit ihm ins Gespräch zu kommen. Er hat einige Zeit in Köln studiert und spricht daher fließend Deutsch. Das erleichtert es unseren Kindern, mit ihm in Kontakt zu kommen und sowohl Kind 1 als auch Kind 2 schließen Renato sofort ins Herz. Wir können in den folgenden Tagen viel Zeit mit Karo, Renato und Tobi verbringen und lernen nach und nach die ganze Familie kennen. Eigentlich stammt Renatos Familie aus dem Norden Portugals, er ist aber vor ein paar Jahren wegen dem Surfen nach Monte Clérigo gezogen. Und die Familie verbringt schon seit je her ihren Sommerurlaub hier unten. Es erfüllt uns mit großer Dankbarkeit, dass uns hier alle so herzlich aufnehmen und uns ein bisschen an ihrem portugiesischen Leben teilhaben lassen. Mit jedem Tag bemerken wir, dass sich die Natürlichkeit und die entspannte Lebensweise der Leute mehr und mehr auf uns überträgt. Ein Freund von Karo prägt den Satz: „Es gibt keine Probleme, es gibt nur Lösungen.“ Eine Aussage, die wir uns versuchen hinter die Ohren zu schreiben, für Zeiten, wenn es im grauen Alltag mal wieder an allen Ecken und Enden ruckelt und knirscht.
Irgendwann fragt Renato, ob unsere Kinder nicht Lust haben, das Surfen mal auszuprobieren. Er sagt, dass er am nächsten Tag einen neuen Surf-Kurs startet und dass er sich freuen würde, wenn Kind 1 und Kind 2 dabei wären. Die Kinder sind sofort Feuer und Flamme für die Idee. Wir sind in unserem problemorientierten Alman-Style aber natürlich erstmal besorgte Helikopter-Eltern. Wir haben die tosende Brandung hier in Portugal ja gesehen, wir wissen, dass unsere Kinder noch nie auf einem Surfbrett standen. Und wir wissen, dass Kind 2 erst vor ein paar Wochen am heimischen Badesee mit Mühe und Not gerade mal das „Seepferdchen“ geschafft hatte. Wir können uns schwerlich vorstellen, wie man sich da in den Wellen des Atlantiks über Wasser halten kann. Wir tragen unsere Sorgen also Renato vor, aber Renato zerstreut das alles mit seinem entspannten Lächeln. „Ach, kein Problem, macht euch keine Sorgen! Wir werden ein bisschen Spaß in den Wellen haben.“ Und da Karo uns mehrfach versichert, dass Renato ein ganz ausgezeichneter Surflehrer ist, willigen wir schließlich ein. Wir haben ja gelernt: Es gibt keine Probleme – es gibt nur Lösungen. Wir machen uns also am nächsten Tag in aller Frühe auf den Weg nach Arrifana. Dort haben wir uns um 8:30 Uhr mit Renato im „Algarve Advanture Surfcamp“ verabredet. Als wir dort ankommen, ist Renato schon fleißig beschäftigt, zwischen zahlreichen Neoprenanzügen. Er sucht ein paar Anzüge raus, die wir mit Kind 1 und Kind 2 anprobieren sollen. Nach einiger Zeit haben wir passende Anzüge gefunden, in die sich unsere Kinder aber trotzdem mit größter Anstrengung hinein zwängen müssen. Kurz darauf beschreibt uns Renato den Weg zum Strand und erklärt uns, dass wir uns an der großen Treppe runter zum Strand gleich treffen werden. Wir machen uns zu Fuß also auf den Weg und treffen nach ca. 10 Minuten an der großen Treppe ein. Dort wartet Renato inzwischen schon mit einem großen Bully, der voll beladen mit Surfbrettern ist. Er teilt routiniert passende Bretter für alle Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmer aus. Jetzt lautet die nächste Herausforderung, die Surfbretter die steile Treppe zum Strand runter zu tragen. Kind 1 schafft das schon sehr gut alleine, Kind 2 benötigt Unterstützung. Wenig später übernimmt Renato die Kinder unten am Strand und sagt uns, dass wir die Kinder um 11:00 Uhr wieder abholen können. Er beginnt mit dem ganzen Kurs ein umfangreiches Aufwärmprogramm und irgendwann geht es dann in die Wellen. Aus der Ferne beobachten wir, wie Renato die Kinder spielerisch an die Wellen gewöhnt. Nach intensiven Wasserphasen streut Renato immer wieder kleine Spiele am Strand ein, so dass die Zeit für die Kinder wie im Flug vergeht. Was uns am meisten überrascht: Nach zwei Stunden sind bereits erste Erfolge zu sehen. Die Kinder schaffen es teilweise schon, alleine auf dem Brett zu stehen und sich von leichten Wellen an den Strand spülen zu lassen. Zur verabredeten Zeit holen wir die Kinder bei Renato ab. Die Kinder sind durchgefroren, erschöpft aber rundum glücklich. Sie drängen uns, dass wir sie auch an den folgenden Tagen bei Renato zum Surf-Kurs anmelden. Wir fragen bei Renato nach und dieser sagt lächelnd: „Kein Problem“. Und unsere Kinder sind glücklich. Somit haben wir also in den folgenden Tagen einen geregelten Tagesablauf. Es geht früh am Morgen zum Strand von Arrifana, die Kinder starten mit Renato in die Wellen und wir haben frei. Aus der Ferne beobachten wir das muntere Treiben in den Wellen. Es ist mächtig was los hier an jedem Morgen. Viele Surfschulen haben ihre Reviere mit bunten Fahnen abgesteckt und betreiben hier nebeneinander ihr Kursangebot. Renato und seine Surflehrer-Kollegen haben die Lage jederzeit im Griff. Trotz vieler Kursteilnehmer haben sie stets alle Kinder im Blick und bemerken sofort, wenn eines der Kinder in Schwierigkeiten ist und Hilfe benötigt. Das ist für uns sehr beruhigend und so nutzen wir die Zeit, um beispielsweise in Ruhe frühstücken zu gehen.
Karo hatte uns das „Sea You Surfcafé“ gezeigt. Dieses hervorragende Café wird in den Tagen zu so einer Art Basislager für uns in Arrifana. Hier zieht es uns immer wieder hin. Zum Frühstück gibt es stets frisch gepressten Orangensaft, ausgezeichneten Galão, Bowls mit frischen Früchten und überragende Toasts. Nach dem Surfkurs wollen die Kinder dann stets ebenfalls noch mal ins Sea You um die ausgehungerten Energiereserven mit Pancakes, Smoothies und Burgern aufzufüllen. Manchmal gesellen sich Karo und Renato noch dazu und so verbringen wir viele, viele Stunden im Sea You Surfcafé. An manchen Abenden gibt es dort Live-Musik und Tobi, Karo und Renato meinen, dass wir da auf jeden Fall mal hin müssen. Daher reservieren wir einen Tisch und verabredeten uns für den Abend. Vorher fahren wir mit unserem Caddy aber erstmal zurück in die Berge und verbringen eine ausgiebige Siesta auf der Terrasse unter den Weinreben. Die Kinder erzählen immer wieder, wie viel Spaß das Surfen macht und fordern uns auf „Wellenreiten“ von den Sportfreunden Stiller und „Die perfekte Welle“ Juli auf die Urlaubsplaylist aufzunehmen. Zwei Klassiker, die uns die nächsten Tage intensiv begleiten werden.















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