Am nächsten Tag geht es wieder früh raus und Richtung Arrifana. Heute ist der letzte Tag Surfschule für die Kinder. Kind 1 merkt an, dass die Surfschule die einzige Schule ist, bei der man traurig ist, wenn sie zu Ende ist. Renato hat den Kindern eine tolle Zeit in den Wellen ermöglicht. Und nach ein paar Tagen Surf-Kurs sind die Kinder stolz darauf, wie gut sie sich inzwischen auf den Brettern halten können. Und auch wir bewundern die Kinder für die Lernerfolge in den Wellen. Wir beobachten ein letztes Mal das bunte Treiben am Strand von Arrifana. Renato kämpft sich mit der Kinder-Meute durch die Brandung. Man hat bei Renato das Gefühl, dass er eins mit dem Ozean wird, sobald er im Wasser ist. Er hat ein feines Gespür, wie er die Kinder in die Wellen schicken muss, damit diese Spaß haben. Manchmal wartet er minutenlang, bis die richtige Welle kommt. Wir als Außenstehende fragen uns, warum er nicht die nächste große Welle nimmt. Aber kurz darauf verstehen wir es, denn Renato hat auf die perfekte Welle gewartet. Dann richtet er den Kindern das Brett aus, lässt sie sanft los gleiten und die Kinder können sich aufrichten und bis zum Strand die Welle reiten. Nach jeder einer solchen Wellen springen die Kinder jubelnd vom Brett. Kind 1 wird uns später berichten, dass das Gefühle eine Welle gut erwischt zu haben und bis zum Ende zu reiten ein besseres Gefühl ist, als wenn man beim Fußball ein Tor schießt. Wir sind sehr glücklich und dankbar, dass die Kinder diese tolle Erfahrung machen konnten und dass sie in Renato den perfekten Surflehrer hatten. Bei den Kindern schwingt einige Wehmut mit, als wir mittags die Bretter und die Neoprenanzüge oben an der Basis vom Algarve Adventure Surf Camp abgeben.
Zum Mittagessen steuern wir heute das „Arte Bianca“ an. Diese Pizzeria hatten uns Christian und Paula aus Ulm vor ein paar Tagen abends im Sea You empfohlen. Wir stehen erst vor einem Kebab-Imbiss, der auf den ersten Blick nicht sonderlich einladend aussieht. Erst befürchten wir, dass wir falsch sind, ehe wir am anderen Ende des staubigen Parkplatzes das „Arte Bianca“ an dem markanten Logo mit der roten Tomate entdecken. Wir schlendern los und die erste Freude stellt sich ein, als wir auf dem Parkplatz des „Arte Bianca“ ein Auto mit portugiesischem Kennzeichen und einem Eintracht-Frankfurt-Aufkleber vorfinden. Wir denken erstmal, dass das Auto sicher einem der vielen deutschen Auswanderer gehört, machen aber trotzdem ein Erinnerungs-Foto. Als wir anschließend das „Arte Bianca“ betreten und nach einem Platz fragen, kommt eine Frau aus der Küche und fragt uns misstrauisch, warum wir ein Foto von ihrem Auto gemacht haben. Nachdem wir das mit dem Eintracht-Frankfurt-Aufkleber begründen, fällt die Anspannung und die Frau begrüßt uns herzlich. Sie erzählt uns, dass sie hier aus Arrifana kommt aber schon lange Zeit Eintracht-Fan ist. Der gemeinsame Fußball-Verein schafft sofort eine herzliche gemeinsame Basis und wir fühlen uns jetzt sehr willkommen im „Arte Bianca“. Immer wieder erstaunlich solche Begegnungen. „Eintracht Frankfurt International“ – im wahrsten Sinne des Wortes.
Die Kinder bestelle Pizza und wir Focaccia mit frischem Oktopus-Carpaccio. Wir sind nicht sicher, ob es an unserem Wohlfühl-Portugal-Urlaubsmodus liegt oder ob das gerade wirklich objektiv so ist, aber wir haben das Gefühl, dass das die beste Focaccia unseres Lebens ist. Das man dafür erst nach Portugal fahren muss… Wir haben in unserem Urlaub bislang überall überragend gegessen. Aber das hier im „Arte Bianca“ ist wirklich noch mal außergewöhnlich gut. Wir beginnen damit, Pläne zu machen. So sehr wir die Tage genießen, so müssen wir uns allmählich auch mit einem Gedanken befassen, den wir bislang erfolgreich verdrängt haben: Mit dem Weiterfahren. Wir sind jetzt schon viel länger in Portugal, als wir eigentlich geplant hatten. Wir wollen auf jeden Fall noch weiter nach Lissabon. Denn Kind 1 hat in wenigen Tagen Geburtstag und hat einen Herzenswunsch geäußert: Es möchte eine Nacht im Cristiano Ronaldo Hotel in Lissabon schlafen. Und so machen wir uns mit gemischten Gefühlen an die weitere Reiseplanung und buchen über booking.com die versprochene Nacht im CR7-Hotel. Damit steht fest, dass wir noch zwei Abende hier unten an der Algarve haben.
Ein Grund mehr, ab jetzt jede Sekunde in unserem Ferienhaus und am Strand zu genießen. Mit einem herzlichen „Eintracht Frankfurt International!“ verabschieden wir uns im „Arte Bianca“. Wir verabreden uns mal wieder mit Karo und Tobi zum Abendessen und verbringen einen weiteren intensiven Nachmittag am Strand von Monte Clérigo. Nachdem wir um 19 Uhr den Rettungsschwimmern wieder ihren verdienten Applaus gespendet haben, machen wir uns kurz frisch in unserem Strandhaus und Karo schickt uns die Adresse von der Kneipe, in der sie mit Tobi wartet. Als wir dort wenig später ankommen, bemerken wir, dass es sich offenbar um diesen Kebab-Imbiss handelt, den wir zur Mittagszeit eher wenig einladend fanden. Inzwischen ist aber die große Terrasse geöffnet und vor allem gut besucht. Wir laufen die Treppe hoch und werden sofort vom Wirt auf unterschiedlichen Sprachen begrüßt. Nachdem er rausgefunden hat, dass wir aus Deutschland kommen, nimmt er uns in fließendem Deutsch mit norddeutschem Einschlag unter seine Fittiche und führt uns zu Tobi und Karo an den Tisch. Der Wirt stellt sich vor. Er heißt Bilal und hat – wie wir – viel Jahre in Hamburg gelebt. Wir quatschen über Altona und sonstige Hamburg-Insides und bestellen kühle Getränke. Karo erzählt uns, dass das Restaurant von Bilal eines der beliebtesten von ihr und vielen Freunden ist. Nicht nur weil Bilal echt ein guter Gastgeber ist, sondern auch weil das Essen richtig gut ist. Für uns mal wieder ein Reminder: nicht vom ersten Eindruck täuschen lassen. Wenig später haben wir eine eiskalte Flasche Vinho Verde auf dem Tisch stehen, dazu frisches Fladenbrot mit Hummus und wir blinzeln in die untergehende Sonne über dem Atlantik. Aus der riesigen Box wummert „Feed Your Head“ von Paul Kalkbrenner, diese bass-untermalte Cover-Version des Jefferson-Airplane-Klassikers „White Rabbit“. Wir haben jedenfalls den nächsten Song für unsere Urlaubs-Playliste gefunden. Bilal wandert von Tisch zu Tisch und quatscht mit den Leuten. Er switcht dabei gekonnt zwischen Portugiesisch, Spanisch, Englisch, Deutsch und Arabisch hin und her. Er kommt ursprünglich aus dem Libanon und hat eine lange Reise als Weltenbummler hinter sich. Derzeit hat er sich hier in Arrifana niedergelassen. Wenig später bringt er Kebab-Sandwiches, Falafel und gegrillten Ziegenkäse mit Honig an unseren Tisch. Tobi unterhält sich stundenlang mit Kind 1 fachkundig über das neuste „The Legend of Zelda“ und sonstigen Nintendo-Switch-Nerd-Kram. Wir verbringen einen weiteren unvergesslichen Abend in Portugal. Anschließend müssen wir uns von Tobi verabschieden. Er wird am nächsten Tag weiter in den Süden reisen und seine Schwester besuchen, die ebenfalls vor vielen Jahren nach Portugal ausgewandert ist. Es war eine große Freude Tobi wieder zu sehen und hoffentlich dauert es nicht wieder so lange bis zum nächsten Mal. Egal ob in Hamburg, bei uns in Brandenburg oder wieder hier in Portugal.












Hinterlasse einen Kommentar