Wir brauchen eine Stunde, um uns von den Strapazen der Anreise zu erholen. Gegen 19 Uhr trauen wir uns an die Bar des CR7-Hotels und lösen einen Getränkegutschein ein, der uns beim Check-Inn ausgehändigt wurde. Unter zahlreichen Trikots von Cristiano Ronaldo sitzen wir und versuchen den Abend zu planen. Auf Wunsch von Kind 1 reservieren wir für 20:30 Uhr einen Tisch im Hotel eigenen Restaurant. Bis dahin, wagen wir uns in die Stadt hinaus. Und es ist nach wie vor mächtig was los in den Gassen. Die Papstanhänger aus aller Welt haben die komplette Stadt in Beschlag genommen. In den vielen Straßencafés ist kein einziger Tisch mehr frei, die vielen kleinen Läden sind völlig überfüllt und auf den Straßen wird man von den Pilgergruppen quasi überrannt. Wir schlendern durch die Gassen, lassen uns von den Pilgergruppen durch die Stadt treiben und enden irgendwann unten am Tejo. In einem kleinen Laden kaufen wir uns ein paar eiskalte Getränkedosen und setzen uns auf eine kleine Kaimauer am Fluss. Die Sonne senkt sich und wirft ein herrlich freundliches Licht auf die Silhouette der portugiesischen Hauptstadt. Wir lassen den Blick über das Wasser schweifen, rüber zur großen Brücke, der „Ponte 25 de Abril“. Im Hintergrund ragt die große Christus-Statue, der „Cristo-Rei“, mit ausgebreiteten Armen über den Fluss. Bei diesem Panorama bekommt man kurzzeitig den Eindruck, in San Francisco und Rio de Janeiro gleichzeitig zu sein. Irgendwann schlendern wir zurück zu unserem Pestana CR7 Hotel. Als wir die große Praça do Comércio überqueren, wird dort auf einer großen Bühne gerade ein Gottesdienst vor tausenden Papstgetreuen abgehalten. Kurz darauf haben wir unser Hotel erreicht und finden uns an dem für uns reservierten Tisch im Restaurant ein. Die aufmerksame Servicekraft bringt uns die Karte und wir können nun wählen, zwischen allerhand Gerichten, die allesamt einen Namen mit Fußballbezug haben. Wir entscheiden uns für den „GOAT-Burger“, das „CR7-Clubsandwich“, die Tapas-Platte „Champions League“ und einen „Madeira Salat“. Das Restaurant ist mit zahlreichen Reliquien des großen portugiesischen Fußballers mit dem noch größeren Selbstbewusstsein geschmückt. Wir sitzen unter einem handsignierten Manchester United Trikot aus seiner ersten Zeit in England. Gegenüber hängt eingerahmt das Trikot, welches er im EM-Spiel gegen Kroatien 2016 getragen haben soll. Kind 1 strahlt zufrieden über so viel Nähe zum großen Fußball-Vorbild. Das Essen ist gut, der Service top und so verweilen wir noch lange im Restaurant. Als Absacker genehmigen wir uns einen „Ballon d’Or“, ein auf Maracuja-Basis hergestellter Cocktail, wahlweise auch alkoholfrei, der passend zum Namen in einem kugelrunden, goldenen Kupferbecher serviert wird. Als wir auf unser Zimmer kommen, startet gerade ein ohrenbetäubendes Live-Konzert auf der benachbarten Praça do Comércio. Eine argentinische Rockband lässt die Gitarren durch die Innenstadt heulen. Obwohl wir schleunigst alle Fenster schließen, kriegen wir die volle Beschallung ab. Da wir aber von diesem turbulenten Tag wirklich müde sind, können wir irgendwann trotz Rockkonzert einschlafen.
Am nächsten morgen finden wir nur mit Mühe einen Platz im Frühstücksraum. Auch hier im Hotel sind wir vermutlich die einzigen Gäste, die nicht wegen dem Papst da sind. Und die Pilger scheinen früh einen sehr gesunden Appetit zu haben. Das Frühstücksbuffet ist jedenfalls leergefegt und sobald die Servicekräfte nachlegen, dauert es nur wenige Sekunden, bis wieder alles leer ist. Da uns an diesem morgen noch die Durchsetzungskraft am Buffet fehlt, fällt unser Frühstück spärlich aus. Immerhin hat die Rezeption die gute Nachricht, dass wir erst um 13 Uhr aus-checken müssen. Wir können also unsere Sachen vormittags noch im Hotel lassen und zu Fuß die Stadt erobern. Kurze Zeit später lassen wir uns also wieder durch die Stadt treiben. Ohne genaues Ziel, schlendern wir durch die Gassen, besuchen kleine Läden, erwerben eine handgemachte Eiscreme hier und eine frisch frittierte Fischkrokette dort. Irgendwann enden wir wieder am Ufer des Tejo. Und wieder ist die Stadt übervölkert von Besuchern des Weltjugendtages aus aller Welt. Auf der einen Seite ist es echt schön, dass sich hier die Jugend der Welt zu einem friedlichen Fest trifft und in Kontakt und Austausch kommt. Eigentlich eine tolle Sache! Aber wir merken, dass uns diese Menschenmassen zunehmend überfordern. Und es gibt ja kein Entrinnen. Überall wo man hinkommt, sind die Pilger schon da. Jede Straßenbahn ist heillos überfüllt in jedem Café sind alle Plätze belegt. Wir wissen aus vorherigen Besuchen, dass Lissabon wirklich eine der schönsten Städte Europas ist. Aber wir befürchten, dass wir hier und heute nicht mehr wirklich zusammen kommen. Wir entwickeln regelrecht Fluchtinstinkte. Und so entschließen wir uns um 13 Uhr im CR7-Hotel auszuchecken und aus der Stadt zu flüchten. Nachdem wir alle Sachen im Caddy verstaut haben, rollt dieser los durch die engen Gassen der Innenstadt von Lissabon. Und es ist wieder eine Herausforderung, die tausenden Pilgergruppen unbeschadet zu umfahren. Nach ca. 45 Minuten haben wir es geschafft, uns aus den Straßen der Innenstadt zu befreien. Als wir auf eine Stadtautobahn auffahren, atmen wir auf.






















Hinterlasse einen Kommentar