Aus dem Berliner Regen, rein in die Caddy-Tour

Durch den strömenden Regen rollt der Caddy in Richtung Berliner Ring. Der Himmel ist grau, der Scheibenwischer arbeitet am Anschlag, der Regen staubt wie ein feiner Schleier über die Fahrbahn. Nach der Auffahrt auf der Autobahn herrscht dichter Verkehr, die Sicht eingeschränkt – volle Konzentration ist gefragt. Wir sind endlich unterwegs, aber noch nicht ganz im Reisemodus angekommen.

Google Maps entscheidet sich spontan für die große Runde: im Uhrzeigersinn um Berlin herum. Dreieck Spreeau, Schönefeld, Richtung Potsdam. Der Berliner Ring tut, was er am besten kann: zähflüssig sein. Aber wir lassen uns nicht stressen. Als wir schließlich die A9 erreichen, lichtet sich der Verkehr spürbar. Und irgendwo im Fläming passiert es: Der Regen hört auf. Und kurz darauf reißt der Himmel auf – wie ein Vorhang, der zur Seite gezogen wird – und über der Elb-Brücke scheint zum ersten Mal an diesem Tag die Sonne.

Wir machen ordentlich Meter, kommen gut voran. Am Flughafen Leipzig machen wir einen kurzen, kulinarisch zweifelhaften Zwischenstopp bei einem bekannten Schnellrestaurants. Überteuert, fettig, aber irgendwie genau das Richtige für diesen Moment. Dier Kinder freut es. Danach rollt der Caddy wieder auf die Autobahn. Wir durchqueren Thüringen. Wir lassen das Hermsdorfer Kreuz hinter uns. Der Caddy rollt verlässlich, der Verkehr fließt. Dann: Bayern. Nördliches Franken. Baustellen bei Bayreuth mit dichten Verkehr zehren noch mal an unseren Nerven – aber wir lassen sie hinter uns. Das Navi leitet uns nun von der Autobahn runter.

Es geht über hügelige Straßen, durch kleine Dörfer mit Fachwerkhäusern, engen Kurven und viel Grün. Dann: Felsen. Wir durchfahren eine imposante Felsformation, die plötzlich hinter einer Kurve aufragt. Und dann haben wir es auch schon erreicht, unser Tagesziel: den Campingplatz Bärenschlucht bei Pottenstein, mitten in der Fränkischen Schweiz.

An der Rezeption werden wir im breitesten Fränkisch begrüßt, freundlich, herzlich, aber auch bestimmt. Wir bekommen Stellplätze auf der Zeltwiese am Bach zugewiesen. Und keine halbe Stunde später steht sie endlich wieder: unsere Caddy-Burg. Zum ersten Mal in diesem 2025. Kurz darauf gibt es ein erstes kühles Erfrischungsgetränk. Um uns herum tut sich eine riesige Naturarena auf – umgeben von schroffen Felsen und steilen Klippen. Wir stehen mittendrin und langsam realisieren wir: Wir sind tatsächlich wieder unterwegs. Es ist wieder Sommer. Es ist wieder Caddy-Zeit. Es fühlt sich unwirklich an. Aber auch gut.

Wir haben einen Tisch im Restaurant der Bärenschlucht reserviert – und landen in einer urigen Kneipen, in denen die Wände Geschichten erzählen könnten. Bald steht kühles fränkisches Bier auf dem Tisch, die Kinder bestellen zielsicher Schnitzel mit Pommes, die Erwachsenen wagen uns an die deftige regionale Küche: Schweinebraten mit Klößen, Rehhaxe und gebackene Forelle. Alles frisch, liebevoll zubereitet und überraschend fair bepreist. Gut gesättigt – vielleicht sogar leicht überfressen – rollen wir zurück zur Caddy-Burg.

Inzwischen ist die Sonne hinter den Felswänden verschwunden, über der Bärenschlucht liegt eine ruhige, warme Abendstimmung. Wir sitzen draußen, an unseren kleinen Campingtischen, der Himmel färbt sich lila, und wir quatschen uns langsam dusselig. Und dann ist ja da auch noch das große Halbfinale bei der Fußball-EM der Frauen. Deutschland gegen Spanien. Das mobile Daten-Netz in der Schlucht ist … sagen wir mal so … etwas herausfordernd. Wir basteln uns einen ruckeligen Livestream auf dem Tablet zusammen, der mit Glück und Geduld irgendwann sogar funktioniert. Irgendwann taucht Betti aus Leipzig mit ihrer Tochter auf – ihr Stream ist komplett abgeschmiert und sie fragt, ob sie bei uns mit gucken dürfen. Na klar, versteht sich von selbst! Camping-Solidarität. Gemeinsam verfolgen wir die Partie auf Mini-Bildschirm, eingewickelt in Decken, über uns ein gigantischer Sternenhimmel. Die deutschen Spielerinnen kämpfen tapfer, halten lange gut dagegen – aber am Ende sind die Spanierinnen einfach stärker. In der Verlängerung fällt die Entscheidung. Deutschland ist raus, Spanien steht im Finale. Schade. Der Tag war lang – morgens noch im Alltag, Schule, Arbeit, Berliner Regen. Jetzt: fränkische Schweiz, Felswände und vertraute Campingplatzidylle. Wir sind erledigt. Es fühlt sich unwirklich an – aber auch schon nach Urlaub. Zufrieden fallen wir in die Caddy-Kojen.

Bärenschlucht Cafeazuö

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